Die beste Story der Welt, die Botschaft der Bibel
- präsent, wo Kinder
und Jugendliche leben: in der Schule.
Alle, die dafür arbeiten
- im Religionsunterricht und darüber hinaus -,
unterstützt unser Schuldekanat!

8 Blickwinkel auf das letzte Abendmahl – erzählende Predigt für Gründonnerstag

Bildkarte - 8 Blickwinkel auf den Gründonnerstag

8 Blickwinkel auf das letzte Abendmahl – erzählende Predigt für Gründonnerstag

8 Blickwinkel auf jenes besondere Passamahl, das Jesus mit seinen Jünger*innen feierte

erzählende Predigt am Gründonnerstag 2017 zu Markus 14,12-26

Vorbemerkung:

Die folgende Predigt entstand durch die gemeinsame Gottesdienst-Vorbereitung eines Hauskreises für das „andere Abendmahl“ am Gründonnerstag 2017 in der Evangelischen Kirchengemeinde Bruchsal-Helmsheim. in einem Hauskreis.

Für jede der genannten Personen gab es eine Sprecherin bzw. einen Sprecher. Die als Zitat gekennzeichneten Bibeltexte wurden nicht gesprochen, sondern mit einem Beamer auf Leinwand präsentiert.

Die Gottesdienstbesucher bekamen eine Karte (siehe das Foto dieses Beitrags) mit den acht Bildern in die Hand und durften sie mit nach Hause nehmen.

Hier können Sie die Erzählpredigt herunterladen

Predigt Gründonnerstag 2017 als PDF

Predigt Gründonnerstag 2017 als Word-Datei

 

Einleitung:

Wir feiern das „andere Abendmahl“, weil es sich vielleicht von der Art zu feiern von anderen Abendmahlsfeiern unterscheidet. Das erste Abendmahl, an das wir heute am Gründonnerstag denken, war auch anders erwartet. Es war eigentlich eine Passafeier. Aber Jesus gab dieser Passafeier am Vorabend seines Todes eine ganz neue Bedeutung. Heute werden wir uns das nochmals in besonderer Weise bewusstmachen.

Wie mag diese besondere Passafeier für die Personen gewesen sein, die dabei waren? Wir erzählen jetzt vom letzten Abendmahl in acht verschiedenen Perspektiven. So unterschiedlich wie wir heute sind, so waren auch die Menschen um Jesus. Und für jeden gewann dieser Abend, nachdem Jesus an nächsten Tag gekreuzigt war und am dritten Tag danach auferstanden war, eine ganz besondere Bedeutung. Es ist also die Perspektive des Rückblickes. Wir lassen es uns erzählen. Und das wird dann auch die Predigt sein. Der Predigttext ist übrigens Markus 14,12-26. Wir lesen ihn nicht extra vor. Aber er kommt wörtlich oder sinngemäß in den Erzählungen vor. Wer wissen will, wann, der kann es auf der Leinwand verfolgen.

 

1. Thomas, ein Nagel und die ZweifelNagel im Holz

Mein Name ist Thomas, meine Freunde nennen mich Didymos, in eurer Sprache heißt das „Zwilling“. Immer wenn ich einen Nagel sehe, denke ich an jenen Abend, an dem wir mit Jesus das Passamahl feierten.

Und am ersten Tage der Ungesäuerten Brote, da man das Passalamm opferte, (Markus 14,12a)

Das kam so. Der „Zwilling“ war unter den Schülern von Jesus – ihr würdet das so in Eurer Zeit sagen – der „strukturierte Typ“, rational, pragmatisch. Ein Passamahl musste organisiert werden und es wäre wahrscheinlich wieder chaotisch geworden, wenn ich nicht Jesus gefragt hätte: „Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten?“

sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen kannst? (Markus 14,12b)

Wie das oft so ist: Wer fragt, hat schnell einen Auftrag. So schickte Jesus mich und Nathanael in die Innenstadt von Jerusalem mit den Worten: „Es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser, folgt ihm, und wo er hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist die Herberge für mich, in der ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern? Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der schön ausgelegt und vorbereitet ist, und dort richtet für uns zu.“

Und er sandte zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folgt ihm,und wo er hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist die Herberge für mich, in der ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern? (Markus 14,13-14)

Was soll ich sagen: Wir führten den Auftrag von Jesus aus. Wir sahen tatsächlich einen Mann einen Wasserkrug tragen.

Und die Jünger gingen hin und kamen in die Stadt und fanden’s, wie er ihnen gesagt hatte, (Markus 14,16a.b)

Schon merkwürdig, so einen zu finden. Wassertragen ist bei uns nämlich Frauensache! Auf jeden Fall folgten wir dem. Und kamen tatsächlich zu einem Haus mit einem richtig großen und schön ausgestatteten Saal.

Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der schön ausgelegt und vorbereitet ist; und dort richtet für uns zu. (Markus 14,15)

Nathanael meinte: Das ist ein Wunder! Es ist so eingetroffen, wie Jesus es gesagt hat.“ Ich erwiderte: „Das kann aber alles auch Zufall sein.“

Apropos „Nagel“: Wir bereiteten dort im Haus das Passamahl vor.

und bereiteten das Passalamm. (Markus 14,16c)

Vom Tempel hatten wir das Lammfleisch geholt. Der Beutel mit den Fleischstücken war ziemlich schwer. Es ging die Treppe hoch, ich streifte an der Wand entlang und da war der Nagel. Das merkte ich erst, als der Nagel mein Gewand zerriss, in den Oberarm eindrang und ich den Schmerz spürte. Schaut: Hier, an dieser Stelle! Welcher Idiot schlägt in einem Treppenhaus einen Nagel in die Wand! Unverantwortlich.

Obwohl, bei mir war es doch nur ein Kratzer. Jesus haben sie am nächsten Tag die Hand- und Fußgelenke mit Nägeln durchbohrt, als sie ihn ans Kreuz schlugen. Ich hab‘s gesehen. Zwar von fern. Aber ich hab’s gesehen. Als mir dann einige Tage nach der Kreuzigung die andern sagten: „Jesus ist auferstanden!“ Da war ich skeptisch. Tote können nicht einfach wieder lebendig werden. „Doch“, sagten sie, „wir haben ihn gesehen.“ „Sehen sagt noch gar nichts,“ gab ich zurück: „Mein Zwillingsbruder sieht mir zum Verwechseln ähnlich. Vielleicht habt ihr jemanden gesehen, der nur wie Jesus aussah. Ich glaub euch erst, wenn ich Jesus sehe und dazu die Wunden, die die Nägel am Kreuz verursacht haben.“

Ich mach’s kurz, auch wenn es eine längere Geschichte ist. Eine Woche später begegnete uns der auferstandenen Jesus erneut. Und ich war dabei. Ich sah die Wunden, wo die Nägel durchgeschlagen waren. Und ich weiß: Damals, bei jenem Passamahl: Da hat uns Gott selbst zu Tisch geladen. Denn Jesus ist für mich nicht nur ein Mensch, der von Gott erzählt, er ist selbst mein Herr, mein Gott!

 

2. Martha und der gedeckte Tisch des HeilsFestlich gedeckter Tisch

Ihr werdet euch vielleicht fragen: „Waren auch Frauen beim letzten Abendmahl dabei?“ Eure Bibel erzählt nur von den Jüngern, den Schülern von Jesus, die dabei waren.

Und am Abend kam er mit den Zwölfen. (Markus 14,17)

Aber wenn von uns Frauen nicht erzählt wurde, heißt das dann automatisch, dass wir nicht dabei waren? Also könnt ihr euch ruhig vorstellen, dass wir mitgefeiert haben. Das Passa ist ein Familienfest und wir Frauen gehören zur Jünger-Familie von Jesus.

Mein Name ist Martha, ja genau: Die aus Bethanien, die Schwester von Lazarus und Maria. Immer wenn ich einen großen Tisch sehe, dann denke ich an jenen Abend. Das fand ich nämlich einfach grandios, weil es zwar ein großes Fest gab, ich mir aber überhaupt keine Sorgen machen musste, wie das alles vorzubereiten wäre. Thomas, der Didymos, hatte alles organisiert und mit Nathanael zusammen besorgt. Er hatte tatsächlich an alles gedacht. Ungesäuerte Brote, bittere Kräuter, die Zutaten für den Charosett-Brei, die Petersilie, das Salz für das Salzwasser, das Lammfleisch nicht zu vergessen. Sogar einen richtig guten Wein hatte Thomas aufgetrieben. Natürlich haben wir Frauen auch mit angepackt und den Tisch dekoriert. Ohne uns geht nichts. Aber irgendwie war es doch so, als wäre uns allen der Tisch gedeckt worden.

Und als sie bei Tisch waren (Markus 14,18a)

Vielleicht habe ich es deshalb so in Erinnerung, weil mir klargeworden ist. Jesus hat, als er für uns am darauffolgenden Tag am Kreuz starb, für uns sein Leben hingegeben. Er hat alles vorbereitet, was zu unserem Heil nötig ist. Wir brauchen uns nicht zu sorgen, ob Gott uns liebt. Jesus hat für uns schon alles getan. Er lädt uns ein an den Tisch des Heils.

 

3. Salome, die Oliven und das Öl der HeilungOliven und Olivenöl

Ich bin Salome. Immer wenn ich Oliven sehe, dann denke ich an diesen Abend. Ach so, ihr wisst nicht, wie ein Sederabend, ein Passamahl abläuft? O.k.! Ich kann ja mal erzählen. Jesus traf mit seinen Jüngern im Saal ein, alle setzten sich. Dann stand Jesus wieder auf – er übernahm die Aufgaben, die der Familienvater bei einem Sederabend hat. Er erhob den ersten Becher mit Wein und sprach die Segensworte zum Anfang, den Kiddusch. Dann setzte er sich wieder und wir alle tranken einen ersten Becher Wein. Das ist wichtig, dass wir sitzen! Weil wir denken daran, dass Gott unsere Vorfahren von der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Sklaven müssen stehen, Freie dürfen sitzen! Dann sprach Jesus den Segen für das Gemüse und tauchte dazu ein Stück Gemüse in das Salzwasser. Die Vorschrift ist, dass das Gemüsestück die Größe einer Olive haben soll.

Soweit war alles wie gewohnt. Aber dann machte Jesus eine lange Pause. „Und dann sagte er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten.“

Und als sie bei Tisch waren sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten. (Markus 14,18)

Wieder gab es eine lange Pause und ich schaute in die traurigen Gesichter um mich herum. Einer nach dem andern fragte: „Bin ich’s?“ Jesus sagte: „Genau, einer von den Zwölfen, einer von euch, die ihr mit mir eure Bissen in die Schüssel tauchen werdet. Er wird mich verraten. Mein Weg ist zwar vorgezeichnet durch die Schrift und mit oder ohne Verräter werde ich meinen Weg gehen. Aber für den Menschen, durch den ich, der Menschensohn, verraten werde, wäre es besser gewesen, wenn er nie geboren wäre.“

Da wurden sie traurig und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich’s? 20 Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht. 21 Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre (Markus 14,19-21)

Ihr wisst: Es war Judas, der Jesus verriet. Draußen in Gethsemane, im Garten mit dem Olivenölbäumen geschah das.

Was mich beschäftigt: Ich find das schon merkwürdig, dass Jesus Judas als – sagen wir mal – hoffnungslosen Fall bezeichnet hat. Weil ich eigentlich erlebt habe, dass es bei Jesus keine hoffnungslosen Fälle gibt. Nach dem Tod von Jesus hatte ich gedacht: Jetzt ist alles verloren. All unsere Hoffnungen sind zerstört. Wir konnten Jesu Leichnam noch nicht einmal die letzte Ehre erweisen, unser Salböl – übrigens auf Olivenölbasis hergestellt – konnten wir nicht an den Mann bringen, weil Sabbat war. Und auch nach dem Sabbat konnten wir Jesus nicht salben. Aber das war ja gut so. Er war nämlich auferstanden! Und für mich heißt seine Auferstehung: Es gibt keine hoffnungslosen Fälle. Er, der in Liebe für uns gestorben ist, hat die Kraft, uns von der Krankheit der Gottesferne zu heilen, wie groß unser Verrat auch gewesen sein mag.

Auch dafür steht für mich die Olive und das Öl: Jesus kann unsere zerbrochenen Seelen heilen.

 

4. Matthäus, die Weizenkörner und das LoslassenWeizenkörner

Ich bin Matthäus. Mich erinnern Weizenkörner an jenen denkwürdigen Abend. Wisst ihr, das Brot ohne Sauerteig, spielt bei einem Passamahl eine wichtige Rolle. Ich erspar euch die Einzelheiten des Rituals, wie viele Mazzen, so heißen diese Brote ohne Sauerteig, auf dem Tisch liegen, wie sie auf- und zugedeckt und geteilt werden. Aber immer ist es so, dass in den Gebeten des Sederabends daran erinnert wird, dass Gott aus den ausgesäten Körnen den Weizen hat wachsen lassen.

Jesus hat sein Leben für uns hingegeben. Er hat es für uns losgelassen. Wie das Weizenkorn in die Erde gesät wird, so wurde er nach seinem Tod ins Grab gelegt. Aber unendlich viel Frucht war das Ergebnis seines Sterbens.

Ich sage euch. Es lohnt sich seine Leben hinzugeben, und manches loszulassen, weil das, was dafür gewonnen wird, so unendlich viel mehr sein kann. Ich war ja ein Zolleinnehmer, verdiente richtig gut. Und dann kam Jesus und rief mich, sein Schüler, sein Jünger, zu sein. Ich ließ mein Geld und meinen Reichtum hinter mir, und gewann das ewige Leben, ein erfülltes Leben.

Wenn ich Weizenkörner sehe, denke ich an dieses Loslassen. Ach so, ihr denkt, das war ja freiwillig, dass ich meinen Reichtum losgelassen habe. Und ihr fragt: „Wie es denn, wenn uns einfach etwas genommen wird?“ Wenn einfach über unser Leben entschieden wird, z. B. wenn jemand Liebes stirbt oder etwas Schlimmes passiert.

Ja, das ist nicht einfach. Aber vielleicht könnt Ihr Euch auch da – nachträglich entscheiden – es loszulassen, es dem zu geben, Jesus Christus, der alles für euch gab: Euren Schmerz, eure Trauer.

 

5. Maria, Mutter Jesu, das Lamm und das letzte OpferLamm

Ach Matthäus, das ist mein Thema. Ich bin Maria, die Mutter von Jesus. Ich war alles andere als einverstanden damit, dass ich Jesus loslassen musste. Dass mein Sohn wie ein Verbrecher an einem Kreuz hing, von Menschen verachtet und anscheinend von Gott verworfen! Durch den mütterlichen Schmerz hindurch habe ich lange gebraucht, um zu verstehen, wofür es gut war, ihn loszulassen.

Wenn ich ein Lamm sehe, dann denke ich an jenen Abend, an dem wir zuletzt mit Jesus zu Tisch saßen, an diesen Passaabend. Und daran, dass Jesus, mein Sohn, wie ein Opferlamm sein Leben ließ.

Wisst ihr, wenn beim Sederabend der zweite Becher mit Wein gefüllt ist, dann fragt der Jüngste, ich glaube es war an jenem Abend Johannes: „Wodurch wird diese Nacht von allen anderen unterschieden?“ Und dann wird die Geschichte vom Auszug aus Ägypten erzählt. Wie unser Volk einst ein Volk von Sklaven des Pharaos, des Königs von Ägypten war. Und wie Gott Plagen schickte, um dem Pharao klar zu machen, dass er, Gott, mächtiger wäre als alle Macht Ägyptens. Und wie eine der Plagen, der Todesengel war, der alle erstgeborenen Söhne in Ägypten tötete. In dieser Nacht waren ja die Lämmer von Bedeutung. Ihr Blut, an die Türpfosten unserer Häuser gestrichen, ließ den Todesengel vorübergehen und unsere Erstgeborenen bleiben am Leben.

Jesus, mein Erstgeborener, ließ als Lamm Gottes sein Leben, damit wir, die wir als gottferne Menschen den Tod geweiht sind, leben können. Seit dem Tod meines Sohnes gilt ein für alle Mal: Es braucht keine Opfer mehr. Das Opfer seines Lebens ist für alle genug und es schenkt Befreiung und Leben.

Ja, es wird auch erklärt, warum bittere Kräuter, am Passaabend auf dem Tisch liegen. Sie erinnern an die bittere Sklaverei. Und manchmal denke ich da an die bittere Stunde, in der ich meinem Sohn loslassen musste. Aber mit seinem Tod half Jesus so vielen Menschen, dass sie aus der bitteren Sklaverei eines gottfernen Lebens geführt wurden in ein Leben voller Freiheit!

 

Tränen

6. Maria Magdalena, salzige Tränen des Schmerzes und der Befreiung

Freiheit, das ist mein Stichwort. Ich heiße auch Maria, und um mich von den vielen anderen Marias zu unterschieden, sagen sie bei mir: Die aus Magdala, die Magdalena.

Nach den Erzählungen über den Auszug aus Ägypten wird der 2. Kelch mit Wein gelehrt. Er steht für die Freude über die Befreiung! Allerdings ist es für mich nicht der Wein, der mich an die Befreiung denken lässt, sondern merkwürdigerweise das Salzwasser, das beim Sederabend auf dem Tisch steht und in das die bitteren Kräuter eingetunkt werden. Es steht für die Tränen, die vergossen wurden, die Tränen des Leides.

Was war das für eine Leid in meiner Seele, bis ich Jesus begegnete! Ich war voller Angst, tiefe Traurigkeit zog mich herunter, ich fing oft unvermittelt an zu weinen und nicht selten hatte ich plötzliche Wutausbrüche. Die Leute sagten, ich sei von sieben bösen Geistern besessen. Aber Jesus machte mich zu einer seiner Jüngerinnen. Und ich wurde frei von meiner Angst. Zumindest weiß ich jetzt, wohin ich mich wende, wenn mich wieder die Ängste überwältigen wollen. Ich weiß, bei wem ich weinen kann, ohne dass mich die Traurigkeit ins Bodenlose fallen lässt. Durch die Tränen hindurch weiß ich: Jesus ist da. So wie damals als ich an seinem Grab weinte und dachte, alles sei vorbei. Da ist mir – der Auferstandene – begegnet und hat meine Tränen getrocknet. Wenn ich das alles denke, werden mir schon wieder die Augen nass. Aber jetzt sind es Tränen der Freude und der Erleichterung, die mir die Wangen herunterlaufen.

Petrus, erzählst du weiter?

 

Kohlen

7. Petrus, das ungesäuerte Brot, feurige Kohlen und das Geschenk der Vergebung

Nach dem man den 2. Kelch gelehrt hat, beginnt am Sederabend das eigentliche Festmahl. Jesus sprach den Segen über dem Brot und den Speisen. Und als er dann das Brot brach und verteilte, geschah das Denkwürdige. Jesus sagte: „Nehmt; das ist mein Leib.“

Und als sie aßen, nahm er das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. (Markus 14,22)

Wir verstanden das nicht gleich. Wir wussten nur: Jesus hat dem Brot, das als Brot ohne Sauerteig symbolisch für den schnellen Aufbruch aus Ägypten stand, eine neue symbolische Bedeutung gegeben. Aber welche? Meinte Jesus damit: Ich selbst teile mich für euch aus, ich bin für euch da?

Auf jeden Fall war der Festschmaus nicht ganz so fröhlich wie sonst. Eher nachdenklich aßen wir. Und ich erinnere mich daran, dass es ziemlich heiß war. Draußen war es ja kalt, auch im südlichen Jerusalem ist es im April noch ziemlich frisch, immerhin liegt Jerusalem auf 700 Meter Höhe. Deshalb war der Saal durch ein Feuer erwärmt und dieses Feuer war genau in meinem Rücken.

Später in der Nacht, war mir das Feuer nicht im Rücken, sondern vor Augen, als Jesus schon gefangengenommen war. Da war ich dem Trupp der Tempelwache gefolgt, die Jesus zum Palast des Hohenpriesters schleppte. Als ich dort wartete, wollte ich es warm haben und stellt mich im Hof ans Feuer. Ihr wisst: Ich wurde mehrmals angesprochenen, ob ich nicht zu Jesus gehören würde. Und ich habe geleugnet, ihn zu kennen, aus Angst, mein Leben zu verlieren. Als der Hahn krähte, wurde mir richtig heiß. Wie ein Feuer stieg es mir in die Seele: Was Jesus angekündigt hatte, war eingetroffen. Ich hatte ihn im Stich gelassen und verleugnet.

Als Jesus auferstanden war, begegnete ich ihm nochmals an einem Feuer, dort am See Genezareth, am Ufer. Da lag für uns Fischer Fisch und Brot auf einem Feuer bereit. Jesus hatte es für uns gerichtet. Und an diesem Feuer verstand ich, was es für mich bedeutet, dass Jesus an jenem Abend vor seinem Tod sagte: Nehmt. Dies ist mein Leib.

Er gab am Kreuz seinen Leib hin. Und damit ist mir Vergebung ausgeteilt. Wie sehr mir mein Gewissen auch brennt, weil ich nur meinen eigenen Vorteil gesehen habe, weil ich mich elegant, aber schmählich aus der Affäre gezogen habe, weil ich glatt gelogen habe … Wie sehr mir mein Gewissen auch brennt. Weil Jesus seinen Leib für mich hingab, darf ich frei werden von all dem Beschämenden, durch seine Vergebung. Und in der Gemeinschaft mit ihm darf ich neu anfangen.

 

8. Johannes, der Kelch und die neue VerbundenheitKelch

Der dritte Kelch des Sederabends: Das ist der nach dem Festmahl. Jesus erhob ihn, um Gott für das Mahl zu danken, sozusagen das Tischgebet zum Abschluss des Essens. Dann reichte er den Kelch an mich weiter, ich trank daraus und gab ihn dann wieder weiter. Als jeder aus dem Kelch getrunken hatte, sagte Jesus: „Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“

Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. (Markus 14,23-24)

Nicht ungewöhnlich wäre es gewesen, wenn er gesagt hätte „Das ist das Blut des Bundes“. Das kennen wir von dem Bund, den Gott mit Mose am Berg Sinai schloss. Bei diesem Bundesschluss wurden Stiere geopfert und das Volk mit ihrem Blut besprengt. Aber nein, er sagte „mein Blut des Bundes“.

Euer Martin Luther hat die Stelle so übersetzt: „Das ist das Blut des neuen Testamentes.“ Das macht es eigentlich ganz schön deutlich. Mit Jesus hat etwas Neues angefangen. Gott schließt mit uns einen Bund, einen Liebesbund, den Jesus mit seinem eigenen Blut besiegelt hat: „Mein Blut des Bundes,“ sagte er.

Wenn wir uns treffen und im Gedenken an jenen Abend vor der Kreuzigung von Jesus miteinander Brot essen und den Kelch herumreichen, dann ist mir immer wichtig, dass so wie wir mit Gott in Jesus verbunden sind, auch untereinander in Liebe verbunden sind.

Was gibt es noch zu erzählen von jenem Abend? Ach ja. Jesus goss nach unserem Brauch auch noch den vierten Kelch ein. Damit beginnt immer der Ausblick auf die Zukunft. Damals dachten wir an die Hoffnung, dass unsere Stadt Jerusalem wieder so groß, bedeutend und gesegnet wäre, wie zu der Zeit, als der legendäre David in ihr herrschte. Das war unsere Sehnsucht, die Sehnsucht nach dem Reich Gottes und nach der Befreiung von fremder Herrschaft. Daran dachten wir beim vierten Kelch. Und jetzt sagte Jesus an dieser Stelle dieses: „Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes.“

Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes. (Markus 14,25)

Ich bin immer noch am Rätseln, was er damit meinte. Meinte er, dass er bald bei Gott wäre? Aber das Reich Gottes ist doch nicht nur was für den Himmel? Jesus hat doch gesagt, es sei mit ihm auch mitten unter uns, das Reich Gottes! Vielleicht meinte er es so, dass wenn wir heute das Abendmahl halten, er selbst mit uns isst und trinkt und dass da dann schon Reich Gottes da ist? Ich weiß es nicht.

Auf jeden Fall sangen wir noch den Lobgesang, das Hallel.

Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, (Markus 14,26a)

Ihr könnt es in eure Bibel nachlesen als Psalm 113-118. Lobpreislieder gab es schon bei uns. Und nachdem wir den 4. Kelch gelehrt hatten, gingen wir hinaus in die Dunkelheit.

Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. (Markus 14,26)

Hier können Sie Inhalte teilen:

Weitere aktuelle Beiträge

Talente entdecken …

Talente entdecken …

Das didaktische Themenheft stellt vor allem für Unterrichtende in der Schule insgesamt fünf Entwürfe sowie weiterführende Materialien bereit, die jungen Menschen dabei helfen können ihre Interessen und Talente zu entdecken und weist dabei gezielt auf kirchliche Berufe und Arbeitsfelder hin.

Melden Sie sich zu unserem Newsletter an!

So bleiben Sie auf dem Laufenden über neue Impulse, Medien und Materialen auf unserer Homepage. Außerdem bleiben Sie informiert über aktuelle religionspädagogische Fortbildungen in unserer Region! Der Newsletter erscheint ca. einmal im Monat.

Sie haben den Newsletter abboniert!