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Hiob wird krank – erzählt von Eckart zur Nieden

Hiob wird krank – erzählt von Eckart zur Nieden

Alle waren traurig über das schreckliche Unglück, das Hiob getroffen hatte. Seine zehn Kinder waren gestorben und sein ganzer Besitz an Tieren verloren, dazu viele seiner Knechte tot.

Auch Gott war traurig. Und – so merkwürdig das klingt – sogar der Teufel ärgerte sich. Aber nicht etwa über das Leid, das Hiob getroffen hatte, sondern darüber, dass Hiob noch treu an Gott festhielt.

Dem ganzen Unglück war nämlich eine Geschichte vorausgegangen, von der Hiob nichts wusste. Auch sonst kein Mensch, weil sie in der unsichtbaren Welt geschehen war.

Der Teufel hatte sich hämisch die Hände gerieben, dass die Menschen immer böser wurden. “Deine große Flut hat gar nichts genützt”, sagte er zu Gott und grinste. “Und die verschiedenen Sprachen nützen dir auch nichts! Die Menschen vergessen dich einfach, Gott.”

Gott antwortete: “Nicht alle. Kennst du nicht meinen Knecht Hiob? Er ist treu, tut, was ich will, und betet immer.”

“Nur weil es ihm gut geht!” trumpfte der Teufel auf. “Aber du wirst sehen, wenn es ihm mal schlecht geht, wird er dir auch nicht mehr treu bleiben!”

Diese Geschichte war vorausgegangen. Und sie erklärt, weshalb der Teufel sich ärgerte. Er war sicher gewesen, Hiob würde Gott schwere Vorwürfe machen und auf ihn wütend sein und ihm nie mehr vertrauen. Aber Hiob hielt an seinem Glauben fest.

Da trat der Teufel wieder vor Gott und knirschte: “Na gut, ich habe mich geirrt. Hiob ist dir treu geblieben. Aber das ist ja auch kein Wunder. Das Unglück hat ja nur seine Familie und seinen Besitz gekostet. Aber wenn er selbst davon betroffen wird, dann glaubt er bestimmt nicht mehr.” Gott sagte: “Ich erlaube dir, dass du ihn krank werden lässt. Ich will, dass ganz klar wird: Es ist gut, am Glauben festzuhalten. Aber nur ihn darfst du krank machen, und nur so, dass er nicht daran stirbt.”

Auch dies passierte in der unsichtbaren Welt, und Hiob wusste nichts davon. Er sah nur eines Tages, dass er überall an seinem Körper kleine Pickel hatte. Die wurden immer größer, und es wurden immer mehr. Richtig eitrige Geschwüre waren es schließlich, die furchtbar juckten und schmerzten. Vom Kopf, wo sie zwischen den Haaren entstanden, bis zu den Fußsohlen, so dass er nicht mehr gehen konnte.

Da saß nun Hiob draußen im Freien, weil er niemand anstecken wollte, in einem Haufen Asche, von der er sich eine heilende Wirkung versprach. Weil es ihn überall schrecklich juckte, kratzte er sich mit einer Tonscherbe. Vor Schmerzen stöhnte er, und manchmal schrie er sogar laut auf.

Seine Frau kam zu ihm, stellte ihm das Essen hin und keifte: “Das alles hat dir dein Gott angetan! Willst du etwa immer noch fromm sein! Sage Gott ab, ehe du stirbst, dann sieht er wenigstens, dass er zu weit gegangen ist.”

“Die Trauer hat dich so getroffen, dass du nicht weißt, was du sagst!” antwortete Hiob. “Wir haben vorher so viel Gutes von Gott bekommen. Da hast du dich nie über ihn beschwert. Sollten wir jetzt das Schwere nicht auch annehmen, ohne uns zu beschweren?”

Seine Frau wandte sich aber nur wütend ab.

Das machte Hiob noch trauriger. Seine Kinder hatte er nicht mehr, seine treusten Knechte, und nun war ihm noch nicht einmal seine Frau ein Trost in seinem Leid. Er hatte keinen Menschen mehr. Nur noch Gott. So wollte er sich im Glauben an den guten Vater im Himmel trösten lassen, auch wenn er nicht verstand, warum das alles so kommen musste.

Aber nein, es stimmte ja nicht, dass er keinen Menschen hatte. Da waren ja noch seine drei Freunde. Die waren reich, wie er früher gewesen war. Wahrscheinlich hatten sie gar keine Zeit, ihn zu besuchen, sie mussten sich um ihre Herden und die Geschäfte kümmern. Vielleicht wollten sie auch jetzt nichts mehr mit ihm zu tun haben, wo er arm war und krank. Die meisten Freunde verdienen diesen Namen ja gar nicht. Wenn es ihnen nichts mehr bringt, kündigen sie die Freundschaft.

Wie freute sich Hiob darum, als eines Tages drei Männer in seinen Hof ritten, ihre Kamele an banden, sich nach ihm erkundigten und dann auf ihn zu kamen. Jetzt erkannte er sie: Es waren seine Freunde.

Hiob dankte Gott. Für den Trost, den Gott selbst ihm gab, dankte er, aber auch dafür, dass er noch drei Freunde hatte.

Hiob 1,6-12; 2,1-10

Fortsetzung: Gott erbarmt sich über Hiob

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